(VH). Sarden sind keine Italiener, darauf legen die 1,6 Millionen Einwohner Sardiniens sehr großen Wert. Zwar denkt fast niemand an einen Kleinstaat Sardinien, aber von Rom
bevormunden lassen möchte sich deswegen noch lange keiner.
Die 24 000 Quadratkilometer große Insel ist nur sehr dünn besiedelt. Neben dem Ballungsraum um die Hauptstadt Cagliari und der fruchtbaren Campidano-Ebene zwischen Cagliari und Oristano gibt es fast
menschenleere, unbewohnte Bergregionen. Große Schaf- und Ziegenherden bilden nach wie vor zusammen mit dem noch jungen Fremdenverkehr die wirtschaftliche Zukunft der Insel. Der Bergbau und die
traditionelle Landwirtschaft sind in die Krise geraten, industrielle Großprojekte wie Chemie und Erölverarbeitung sind gescheitert. Trotz aller Bemühungen herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit auf
Sardinien.
Alten Handwerkstraditionen wurde vielerorts zu einem Neuanfang verholfen. So stehen noch immer in vielen Häusern Handwebstühle, an denen die Frauen aus der Wolle der Schafe Teppiche und Decken nach
uraltem Muster weben. Tongefäße, aber auch Körbe, hergestellt in wunderschöner Flechtarbeit, waren lange Zeit genauso wenig gefragt wie kunstvoll gestickte Kopftücher oder die reichen Trachten. Doch
die Kreativität junger Meister sorgt dafür, dass nicht nur die Keramikstudios oder die Gold- und Silberschmieden einen neuen Aufschwung erleben. Souvenirs sind eben bei den Touristen sehr
gefragt.
Im Landesinnern, aber auch in großen Teilen der Küstenregionen lebt man unverfälscht bäuerlich-traditionell. Die Menschen auf Sardinien sind stark geprägt von ihrem klassischen Wertesystem, wo
persönliche Ehre, Familie und Freundschaft als unantastbar gelten. Vermutlich gab es gerade deswegen so viele Fehden und Kriege, die auch untereinander ausgetragen wurden. Die Blutrache wurde noch
bis über die Mitte des letzten Jahrhunderts hinaus besonders in den teilweise rivalisierenden Bergdörfern praktiziert.
Fremden gegenüber treten die Sarden freundlich aber zurückhaltend auf. Schon allein aus diesem Grund sollte der Urlauber die sardische Gastfreundschaft, wenn er das Glück hat, sie
erleben zu dürfen, niemals vor den Kopf stoßen. Ablehnen ist beleidigend. Außerdem verpasst man viel zu viel, wenn man diese Chance auf ein wirklich einmaliges Erlebnis nicht nutzt oder nicht zu
würdigen weiß.
Kämpferisch geben sich die Sarden nicht nur, was die Autonomie ihrer Insel angeht, sondern auch und ganz besonders, was ihre Sprache betrifft. Jedes Volk hat ein Recht, seine eigene Sprache zu
sprechen, sagen sie. Und ihr Sardisch ist eine eigene romanische Sprache und nicht etwa ein italienischer Dialekt. Es hat sich aus dem Vulgärlatein, also dem gesprochenen Latein, entwickelt und steht
dem Lateinischen besonders in Grammatik, Wortschatz und Aussprache näher als dem Italienischen, Spanischen oder Französischen. Sardisch ist dennoch kein Schulfach und Amtssprache erst recht nicht.
Zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert unter der Herrschaft der Spanier stand auf Sardischsprechen sogar zeitweilig die Todesstrafe. Vor allem in den ländlichen Regionen der Insel lernen die Kinder
trotzdem selbst heute zunächst die Muttersprache Sardisch und in der Schule dann Italienisch – sozusagen als erste Fremdsprache. Im öffentlichen Leben und in den städtischen Zentren ist das
Italienische jedoch inzwischen längst zur normalen Umgangssprache geworden, auch wenn nach wie vor etwa 80% der Bevölkerung das Sardische beherrschen.
Wer auf Sardinien ist, dem schlägt ein Geruch von Thymian, Salbei, Pfefferminze und Myrte entgegen. Typisch für Sardinien sind die Sandstrände mit dem schönen blauenschimmernden Wasser, dahinter die Kiefernwälder. Sardinien liegt immerhin ca. 180 km vor dem italienischen Festland im Tyrrhenischen Meer, gehört politisch aber zu Italien. Zur französischen Insel Korsika sind es gerade mal ca. 11km, nach Tunesien knapp über 200km.
Sardinien ist für seine Küsten bekannt, immerhin besitzt die Insel über 1.800 km Küstenlänge. Mit dabei sind einige klangvolle Namen wie die Costa Smeralda, die Costa Rei, Costa Verde, Costa Paradiso oder etwa die Costa del Sud. Die Insel ist ansonsten landschaftlich interessant und durchaus vielfältig. Auf der Insel gibt es einige größere Flüsse, wodurch es auch schöne Flusslandschaften gibt. Die höchste Erhebung der Insel ist die Punta La Marmora mit ca. 1.834 Metern. Die gebirgigen Regionen Sardiniens sind bekannt für ihre Gold- und Silbervorkommen.
Sardinien lebt relativ gut vom Tourismus, allerdings spielen wirtschaftlich auch andere Bereiche eine große Rolle (u. a. die Erdölindustrie). Für Touristen interessant ist der Weinanbau, der immer wieder sehr gute Weine hervorbringt. Wie auf dem benachbarten Korsika stellt man auch auf Sardinien einen guten Schafskäse her.
Ein weiterer Flughafen liegt in Olbia. Südlich und nördlich davon gibt es weitere schöne Urlaubsorte. Die Nordküste zählt zu den Gebieten Sardiniens, welche sich in den 1960er dem Tourismus öffneten. Hier liegt die sagenhafte Costa Smeralda, die Smaragdküste. Die wurde von einem superreichen Menschen zu einem der luxuriösesten Urlaubsgebiete der Welt gestaltet.
Etwas kleiner ist die Baia Sardinia, die es auch dem Normalverdiener ermöglicht, einen Urlaub zu buchen. Äußerst schöne Strände findet man im Süden von Olbia in der Baronia. Große Orte findet man hier nicht, dafür aber jede Menge umtriebiger Ferienorte wie San Teodoro, Budoni oder La Caletta. Das Tourismuszentrum ist eindeutig San Teodoro. Hier ist im Sommer immer äußerst viel los. Ideal für Familien mit Kindern ist der Strand von La Cinta. Es ist der breiteste aller Strände, außerdem ist er extrem flach und somit vorzüglich für Kinder geeignet.
Im Süden der Insel liegt die Inselhauptstadt Cagliari. Hier befindet sich auch der größte Inselflughafen. Cagliari ist jedoch in erster Linie eine Industriestadt. Hier finden die Menschen Arbeit, an Urlaub machen denkt man hier weniger. Da muss man eher zur Costa del Sud. Um Santa Margherita liegen einige recht edle Häuser. In der Bucht von Nora findet man die schönsten Strände im Süden. Etwas weiter im Osten liegt der Ort Villasimius, der hier das Tourismuszentrum bildet. Man kommt im Sommer auf ca. 70.000 Gäste. Von daher ist die Infrastruktur im Ort sehr gut. An der nahen Costa Rei findet man außerdem vorzügliche Strände.
Auf Sardinien gibt es etliche Eisenbahnlinien, allerdings stellen die Überlandbusse die wohl wichtigsten Verkehrsmittel auf der Insel dar. Nennenswerte Verkehrsflughafen gibt es in Cagliari, Olbia und Alghero. Daneben gibt es noch kleinere regionale Flughafen sowie einen ziemlich bekannten und gut frequentierten Militärflughafen bei Cagliari.