Die prähistorischen Sarden benutzten Obsidian, ein Lavagestein, das am erloschenen Vulkan Monte Arci gewonnen und für einfache Werkzeuge benutzt wurde. Dieser Obsidian gelangte auch nach Korsika, in die Toskana, die Emilia, nach Ligurien und Südfrankreich.
Vom Neolithikum an, das auf Sardinien um 6000 v. Chr. mit der Einwanderung von Angehörigen der Cardial- oder Impressokultur einsetzt, bis zur römischen Besetzung 238 v. Chr. prägen unter anderem die Kulturen von Su-Carroppu und Filiestru, die Bono Ighinu-Kultur, die Ozieri-Kultur, die Kulturen von Abealzu-Filigosa, bzw. die bronzezeitliche Monte-Claro-Kultur die Bonnanaro-Kultur sowie besonders die Nuraghenkultur das Bild der Insel. Die neolithische Periode bringt Landwirtschaft und Viehhaltung auf die Insel. Belege sind Mörser und Handmühlen, Getreidekörner und Knochenreste von Haustieren. Unter den Wildtieren ist der ausgestorbene endemische Prolagus sardus, ein Nager aus der Familie der Pfeifhasen, der bis in die Eisenzeit, auf der Insel Tavolara sogar bis ins 18. Jahrhundert überlebte. Kult- und Grabhöhlen (Grotta Pirosu), wie die Backofengräber des Sinis (Cuccuru S'Arriu), und die Domus de Janas (Häuser der Feen) wurden in Felsformationen gekratzt.
Etwa um 2000 v. Chr. erfolgte die nächste Zuwanderung. Die Glockenbecherleute verändern die Architektur auf der Insel. Ab etwa 1600 v. Chr. herrschten die Nuragher. Heute existieren noch über 3.000 von einst etwa 7.000 bis 10.000 turmartigen Nuraghen, nach denen die Kultur benannt ist. Hinzu kommen Dolmen und Galerien wie Corte Noa, Gigantengräber, Menhire, Statuenmenhire, Steinkreise (Ortakis) und heilige Brunnen, von denen es etwa drei Dutzend gibt. Unikate sind die Steinkisten von Li Muri, der Nuraghentempel von Malchittu, das megalithische Rundgrab „Masone Perdu“ bei Laconi und die Figuren von Monte Prama.
Im Jahre 1979 wurde auf Sardinien erstmals mykenische Keramik entdeckt. Im Laufe der 1980er Jahre verbreitete sich das Wissen um Kontakte zwischen Sardinien, dem mykenischen Griechenland und den Inseln im östlichen Mittelmeer. Die Grabungsergebnisse am Nuraghen Antigori erhöhten das Interesse der Forschung an der Verbindung Sardiniens mit dem ägäischen Raum während der Bronzezeit.
Die Nuraghenkultur erhielt einen neuen Stellenwert in der kulturellen Dynamik des 2. Jahrtausends v. Chr. Die Entdeckung gut stratifizierten ägäischen Materials auf Sardinien verfeinerte die Chronologie der Nuraghenkultur. Der ägäischen Archäologie eröffnete sich ein Fenster zur Erforschung der Aktivitäten der mykenischen Kultur im westmediterranen Raum. Die mykenische Ware erweckte auch neues Interesse an den ägäisch-zyprischen Ochsenhautbarren, die bereits zuvor aus verschiedenen Orten Sardiniens bekannt waren. In der Folge wurden Analysen der Keramik und der Kupferbarren vorgenommen.
Die Themen berühren auch Fragen zur Kolonisierung oder Vorkolonisierung, die im Kontext mit dem Austausch von Objekten bzw. der Nutzung der Bodenschätze der Insel stehen. Weit vor der phönizischen, gab es eine Phase mykenischen und zypriotischen Handels im Mittelmeerraum, der die nuraghische Kultur und vielleicht auch andere westmediterrane Kulturen erreichte (Korsika, Malta, Sizilien). Die mykenische Herkunft der Materialien stützt zwar ältere kulturtheoretische Modelle (Diffusionismus), die im vergangenen Jahrhundert den Bau der Nuraghen aufgrund ihrer Architektur (Tholos) unter ägäischem Einfluss gesehen haben. Neue Studien haben jedoch ergeben, dass die kulturellen Formen im bronzezeitlichen Sardinien nicht unter dem Aspekt des "Ex Oriente Lux" verstanden werden können. Insbesondere die Skulpturen vom Monte Prama gehen der ägäischen Entwicklung der Skulptur voraus.
Manche Forscher vermuten, dass sich das Volk der Schardana, ein aus ägyptischen Quellen bekanntes "Seevolk" aus dem östlichen Mittelmeer im 20. Jahrhundert v. Chr. hier angesiedelt hat. Über die Schardana (Šrdn in der ägyptischen Schreibweise, die keine Vokale ausdrückt) ist wenig bekannt, außer dass sind schon lange vor dem Seevölker-Angriffen Zeit als ägyptische Hilfstruppe bekannt sind, die u.a. unter Ramses II. auf ägyptischer Seite an der Schlacht von Kadesch teilnahm. Schon vorher wurden die Schardana in den Amarnabriefen (18. Dynastie) erwähnt. In einem Brief des Königs von Byblos an den Pharao werden Šardanu (Schardana) als Leibwache erwähnt. Die älteren Hypothesen entstanden nach linguistischen Studien, wonach die Stadt Sardis in Lydien ihr Ausgangspunkt sei, von der sie das Tyrrhenische Meer erreicht hätten; danach hätten sie sich aufgeteilt in Sarden und Etrusker. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass eine sehr lange ungestörte einheimische Entwicklung über die Bonnanaro-Kultur mit ihren Protonuraghen zur Nuraghenkultur führte. Eine Gleichsetzung der Schardana mit einer frühen Bevölkerung Sardinens ist in der modernen Forschung nach wie vor sehr umstritten.
Die phönizisch-punische Zeit auf Sardinien begann im 9. Jahrhundert v. Chr. Die von Tyros ausgehende phönizische Phase dauerte 300 Jahre bis etwa 550 v. Chr. Die nachfolgende punische Phase endete nach ebenfalls etwa 300 Jahren im 3. Jahrhundert.
Bereits seit dem 14. Jahrhundert v. Chr. wurde Sardinien von Seefahrern aus dem östlichen Mittelmeer aufgesucht. Mykener und Zyprer, vermutlich zuvor auch Minoer, trieben zu dieser Zeit bereits Handel
mit der Insel. Auch der etruskisch-phönizische Handel wurde ab dem 7. Jahrhundert auf Sardinien abgewickelt, da die Etrusker in ihrem Bereich keine Niederlassungen zuließen.
In die Fußstapfen der levantinischen Händler traten die Phönizier, die sich besonders für die Erzvorkommen des Iglesiente interessierten. Sie gründeten aber nicht nur Handelsniederlassungen an Orten wie Karali (röm. Carales; heute Cagliari, die älteste), Nora, Sulki (röm. Sulcis) und Tharros sondern auch Kolonien. Ob die Nuraghen-Kultur der wenig später erfolgten Landnahme Widerstand leistete, ist umstritten, da sich die Kultur bereits in ihrer Endphase befand. Eine Inschrift auf der Stele von Nora aus dem 9. Jahrhundert spricht indes von Kampfhandlungen. Belegt ist auch die Einäscherung des Monte Sirai, ohne dass man den Verursacher ermitteln könnte. Dies geschah etwa zu jener Zeit, als die Punier die Herrschaft über die Kolonien übernahmen.
Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. hatten die Punier den Süden und Westen Sardiniens unter Kontrolle gebracht und die Versuche einer griechischen Besiedlung auf Korsika (540 v. Chr. in der Seeschlacht von Alalia) unterbunden. Danach begannen sie, ihren Teil der Insel zur Kornkammer umzugestalten. Pseudo-Aristoteles und andere Quellen berichten von großflächigen Rodungen. Gleichzeitig kam es nach Cicero (in Pro Scauro) zur Ansiedlung punisch-libyscher Siedler, die als Landarbeiter auf die Insel gebracht wurden. Sardinien diente auch zur Truppenrekrutierung. So nahmen Sarden bereits um 480 v. Chr. an der von Hamilkar verlorenen Schlacht bei Himera auf Sizilien teil.
Die besetzten sardischen Gebiete erhielten entlang der heutigen Staatsstraße SS131 ein möglicherweise mit Meilensteinen versehenes Straßennetz. Die Hauptverbindungen gingen jedoch über das Meer an den Küsten entlang, wo Stützpunkte errichtet wurden. Einige Ortsnamen gehen auf die punische Zeit zurück, so etwa Sirai und Sirri bei Carbonia (von punisch SR = Felsen), Magomadas bei Bosa (von MQMHDSH = neuer Ort). Siddi in der Marmilla und Tani bei Iglesias sind offenbar nach den Gottheiten Sid und Tanit benannte Orte. Die lückenlose Erschließung der fruchtbaren Gebiete zeigte eine im Gebiet der Gemeinde Sanluri (Campidano) gemachte Analyse. Innerhalb eines Kreises von sechs Kilometern Durchmesser wurden ein Dutzend punischer Weiler gezählt.
Punisches und Sardisches verband sich im besetzten Gebiet ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. zu einer Kultur. Das religiöse Leben spiegelt die Assimilation am deutlichsten wider. Die punische Variante des Fruchtbarkeitskultes verbreitete sich (belegt in den Nuraghen von Genna Maria und Lugherras). Andererseits zeigen Ipogeo di San Salvatore und der Kult des „Jagdgottes“ Sid Addir Babay im Tempel von Antas, dass nuraghische Gottheiten in der sardisch-punischen Götterwelt aufgingen und ihre Heiligtümer in veränderter Form fortbestanden.
Das Dreieck Ibiza, Korsika (inklusive Sardinien) und Sizilien stellte nach heutiger Kenntnis die überseeische Fortsetzung des karthagischen Mutterlandes dar, während das festländische Spanien militärisch, verwaltungstechnisch, ethnisch und kulturell weit weniger eng mit Nordafrika verbunden war. Die punischen Städte Sardiniens wurden als einzige nach dem Vorbild Karthagos regiert. Sie besaßen eine Volksversammlung unter dem Vorsitz zweier Sufeten, die nur für ein jeweils nach ihnen benanntes Jahr im Amt waren. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die militärische Übernahme der Insel durch die Römer im Jahr 238 v. Chr. primär ein politisches Datum darstellt. In neuerer Zeit konnte die Archäologie zeigen, dass Sardinien noch lange, nachdem Scipio im Jahr 146 v. Chr. Karthago zerstört hatte, von der punischen Kultur geprägt blieb.
Den antiken Schriftstellern war die Zweiteilung der Insel in einheimische und punische Gebiete bekannt. Bei den Bergbewohnern unterschieden sie unter anderem die Balari und Iliensi in der Barbagia und die Corsi in der Gallura. Diese fassten sie unter Namen wie Fellsarden (die Sardi Pelliti des Livius) zusammen. Die punischen Gebiete gaben sie als Siedlungsraum der Punier und Sarden an. Während des Ersten Punischen Krieges hatte Rom die strategische Bedeutung Sardiniens zu spüren bekommen. Nach vergeblichen Versuchen, die Insel in ihre Gewalt zu bringen, musste Rom im Friedensvertrag von 241 v. Chr. die Hoheitsrechte Karthagos über Sardinien anerkennen.
Aufstände in Nordafrika, in deren Folge auch die auf Sardinien stationierten Truppen meuterten und unter der Bevölkerung fürchterliche Massaker anrichteten, führten dazu, dass die Römer im Jahre 238 v. Chr. die Herrschaft über Sardinien erlangten.
Bis zum Ersten Punischen Krieg waren die punischen Bewohner Karthagos nominell die Herren der Insel, obwohl sie nie ins Landesinnere vorstießen, das noch weit bis in die römische Zeit (ab 238 v. Chr.) weitgehend autonom war. Nach der römischen folgte die achtzigjährige Besetzung durch die Vandalen ab 455 n. Chr. Die byzantinische bzw. oströmische Besetzung begann dann 534, als der kaiserliche Feldherr Belisar die Inseln im westlichen Mittelmeer eroberte. Die Insel verarmte materiell und kulturell.
Trotzdem nahm die sardische Folklore byzantinische Einflüsse auf, wie die S´ardia, ein Reiterfest zu Ehren Kaiser Konstantins, in Sedilo zeigt. Kurz erschienen die Ostgoten auf der Insel, die 552 unter Totila Cagliari eroberten. Die Langobarden versuchten ab 568 mehrmals, aber ohne Erfolg, die Insel zu erobern. 599 ließ Papst Gregor der Große die zahlreichen Heiden Sardiniens gewaltsam zum Übertritt zum Christentum zwingen.
Mit der Eroberung von Sulcis im Jahre 704 brach eine mehr als zweihundertjährige Phase an, in der die Araber immer wieder die Küsten der Insel überfielen. Ein Großteil der Küstenbevölkerung flüchtete ins Innere der Insel.[1] Der Handel ging stark zurück, die Bewohner betrieben im Inneren der Insel Subsistenzwirtschaft und jede Stadt, jedes Dorf versuchte autark zu werden.[2] Im Jahre 753 besetzte ein arabisches Heer den Süden der Insel. Im Jahre 815 ersuchte die Insel Ludwig den Frommen (778-840) vergeblich um Hilfe. Die byzantinische Herrschaft endete offiziell um 832 mit der Sezession des byzantinischen Statthalters.
Die nun isolierte Insel war vom 9. Jahrhundert an in vier Giudicati (Judikate) Arborea, Cagliari, Gallura und Torres mit einheimischen Feudalherrschern („Richtern“) geteilt. Die arabischen Flotten beherrschten die Küsten. Eine dauerhafte arabische Eroberung konnte bis 1014/15 verhindert werden, als Mudschahid von Dénia mit Hilfe von 120 Galeeren große Teile der Küstengebiete eroberte. Die italienischen Küstenstädte waren durch die arabische Operationsbasis auf Sardinien militärisch bedroht. Durch Vermittlung von Papst Benedikt VIII. schlugen 1016 die Flotten der Seemächte Genua und Pisa die Araber und verdrängten Mudschahid wieder von der Insel.[3] Pisa erhielt Sardinien offiziell als päpstliches Lehen, Genua beherrschte den Norden.
Der Staufer und König von Sizilien, Friedrich II. (1198–1250), ernannte 1239 seinen illegitimen Sohn Enzio zum König von Sardinien (1239–1249, † 1272), woher der Status der Insel als Königreich herrührt, der bis zum Aufgehen im Königreich Italien 1861 erhalten blieb. Sardinien fiel später, ebenso wie Sizilien, zunächst dem Königreich von Aragon (1323–1409) zu, das den sardischen Reichsstatus erneuerte, und gehörte seit dem frühen 16. Jahrhundert in Personalunion zum Königreich Spanien: das Judikat von Arborea zerfiel zuletzt.
Die autochthone Bevölkerung der Stadt Alghero (sardisch S’Alighera, katalanisch L’Alguer) wurde vertrieben bzw. durch katalanische Siedler ersetzt; ihre Nachkommen sprechen bis heute Katalanisch.
Siehe auch: Liste der Vizekönige von Sardinien
Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger fiel Sardinien nach dem Spanischen Erbfolgekrieg 1714 an die österreichische Linie des Hauses Habsburg, wurde jedoch schon 1720 von Österreich – im Tausch gegen Sizilien – an das Herrscherhaus von Savoyen abgetreten, das 1714 mit dem Besitz von Sizilien einen Königstitel erworben hatte und denselben nunmehr auf den Besitz Sardiniens gründete. Das neu entstandene Königreich Sardinien mit seiner Hauptstadt Turin und seinen Provinzen Savoyen und Piemont hatte seinen geographischen Schwerpunkt jedoch auf dem italienischen Festland. Lediglich während der französischen Okkupation des norditalienischen Reichsteils zwischen 1799/1800 und 1814 regierten die sardischen Könige Karl Emanuel IV. (1796–1802) und sein Bruder Viktor Emanuel I. (1802–1821) – ähnlich wie wenig später der aus Neapel vertriebene bourbonische König von Sizilien, Ferdinand IV. – unter dem Schutz der britischen Flotte direkt von ihrer Insel Sardinien aus, die sonst eher vernachlässigt wurde. Im Zuge der italienischen Einigung wurde der Herrscher Sardiniens Viktor Emanuel II. (1849–1878) im Jahre 1861 König von Italien